Birthe Blauth Solo exhibition "The running dog"

11 April 2015 - 5 May 2015

Der laufende Hund

Die Arbeiten der Konzept- und Videokünstlerin Birthe Blauth hinterfragen unsere Wahrnehmung der Realität und unsere Vorstellungen von der Realität. In der Ausstellung im apartment of art zeigt sie neue Arbeiten, die sie 2014 – 2015 entwickelt hat.


Die animierte Videoarbeit „Merry-go-round“ beschäftigt sich mit der Konstruktion von Realität durch Worte. Die Kamera kreist endlos in einem digital konstruierten Zimmer ohne Eingang. Es ist ein Büro mit einer eigenartigen Ordnung oder Unordnung, einer absurden Zusammenstellung von Dingen. Oben und unten endet das Zimmer wie abgerissen in einer grauen Fläche. Einem plötzlichen Ende der Realität? Oder ist das die Realität und wir ignorieren sie? Die Dinge im Zimmer werden durch Benennungen betont, geordnet, hervorgehoben, - real? Jedoch die Benennungen und Kategorien ändern sich mit jeder Runde. Und je mehr benannt wird, desto weniger wird das Zimmer - die Realität? -, wahrgenommen. Am Ende sind es nur noch Namen, die Bilder machen wir selber. Und während der ganzen Zeit spielt ein Leierkasten immer dieselbe Melodie, leicht verstimmt, nicht im Takt und manchmal lächerlich falsch.

Die Installation „Tee mit Madeleine“ nimmt Bezug auf die Madeleine-Episode in Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, in der der Erzähler durch den Geschmack eines in Lindenblütentee getauchten Madeleine-Gebäcks in eine bislang vergessene Episode seiner Vergangenheit katapultiert wird. Wir erleben nie nur die momentane Gegenwart. Alles, was wir sehen, hören, riechen, schmecken, holt Bruchstücke der Vergangenheit hervor, die unser Erleben und unseren Blick auf die Gegenwart und momentane Realität verändern. Derselbe Auslöser bringt jedem Menschen andere Relikte. In einer Unterhaltung beim Tee, die als Soundinstallation zu hören ist, werden den beiden Gesprächspartnern jeweils dieselben Stichworte gegeben. Beide driften damit in völlig unterschiedliche Welten, treffen sich kurz beim nächsten Stichwort und trennen sich wieder.

Die Bilder aus der Serie „Moments“ stellen die Gleichzeitigkeit und gegenseitige Durchdringung mehrerer Zeitebenen in unserem Erleben dar. Die Bilder erinnern an Traumbilder, die wir noch träumend als real empfinden, im Wachzustand als unrealistisch verwerfen, da wir die Realität der Vermengung mehrerer Zeiten in unserem gegenwärtigen Erleben ignorieren.

Die Wandarbeit „Der laufende Hund“ bindet die Arbeiten inhaltlich zusammen. Das rund um den Raum laufende Ornament, die runde Variante des Mäanders, war besonders in der griechischen Antike beliebt. Es symbolisiert die Ewigkeit, die Wiederholung des immer Gleichen nur an anderer Zeitposition. Vielleicht ändert sich die Position auch nicht. Vielleicht läuft alles rund. Immer gleich mit kleinen Volten, so dass man es nicht bemerkt. Labyrinth und Ewigkeit zugleich. Immer dieselbe unnahbare Realität. Durch Worte erschaffen, verändert, versteckt, konstruiert, strukturiert. Und ohne Worte? Nur ein rundum den Raum laufender Hund.

Arbeiten in der Ausstellung:

  • Merry-go-round, 2015, animiertes Video, 13:39 Min., gezeigt als Beamerprojektion.

  • Tee mit Madeleine, 2015, Soundinstallation, Dauer ca. 10 – 15 Min.. Installation besteht aus: Tisch mit einer Kanne Lindenblütentee und zwei Tassen, Madeleinegebäck, zwei Hocker, zwei Kopfhörer. Dialogstimme 1 rechtes Ohr, Dialogstimme 2 linkes Ohr.

  • Moments, 2015, zwei Bilder aus der Serie, 120 x 70 cm, Fine Art Prints auf Bütten 140 x 90 cm

  • Der laufende Hund, 2015, 17 x 2100 cm, Ornamentband als Wandtatoo unter der Decke umlaufend.


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