My mouth is full of tongues

Von Lars Koepsel für Sophie Schmidt

My mouth is full of tongues
Schneckenzahnzungen, Schlangenzüngelei, Teethtongues and Mothertongues

Sophie Schmidts eigene Welt….Viele Zungen in einem Mund, in einem Körper, einem Körper, der oft allein nicht auszureichen scheint für die Dinge, die Sophie Schmidt ausdrücken will.

Viele Zungen, kann sich zum einen direkt beziehen auf die zwei Auslandsaufenthalte in Italien und Taiwan, die Sophie Schmidt dieses Jahr hatte. Zwei Sprachen, die Sie nicht spricht, zwei Welten, die Ihr unbekannt sind, viele fremde unverständliche Äußerungen/Zungen, die auf Sie einwirken.

Auf den zweiten Blick und bei näherer Beschäftigung mit Ihrer gesamten Arbeit, zeigt sich, dass dieser Art der Einwirkung auf Schmidt eine sehr offene und auch verletzliche Grundhaltung zur Rezeption des Alltags zu Grunde liegt, der sie ziemlich schutzlos ausgeliefert scheint.

Doch um sich einerseits zu schützen und doch offen und frei in Ihrer Kunst zu bleiben, bedient sie sich einer Form der Entäußerung , die im Sinne Hegels als radikale Öffnung des Selbst von innen nach außen zu verstehen ist. Künstlerisch bewegt sie sich hier auf den Feldern der Malerei, der Performance und des Schreibens. Ob mit selbst produzierten Prothesen in ihren Performances, mit deren Hilfe sie Ihren Körper symbolisch von Innen nach außen stülpt und die Möglichkeiten der physischen Wahrnehmung erweitert, oder In oft überbordend durchdrungenen Bildern, voller floraler Strukturen, menschlichen Antlitzen, organischen Versatzstücken und Sätzen, die uns fast umarmen wollen und schließlich mit Ihren Texten, die mich immer wieder, soweit ich einen Einblick erlangen konnte, an die psychedelische Lyrik von Jim Morrison (Celebration of the Lizard King) erinnern und das Leib < - > Seele Diktat eines Descartes schlußendlich wieder aufgehoben ist.

Wenn die Seele als solche in der Kunst derart durchlässig und verletzlich wird, braucht es notwendig auch Schutz. Entäußerung bei Hegel bedeutet nicht nur das Dahingeben von Eigenem und der oben beschriebenen Öffnung des Inneren nach Aussen , sondern auch der dadurch entstehenden Schöpfung von etwas Neuem. Und auch hier, instinktiv, man kann auch sagen zum Überleben, schafft sich Sophie Schmidt Schutzräume, die sich immer wieder anders darstellen können. In der aktuellen Ausstellung im Apartment der Kunst ist dies ein großer überdimensionierter Mantel, fast eine Zeltskulptur die jemand dort positioniert hat um Zuflucht zu bieten, sich zu sammeln und wieder von neuem auf die Welt der Sophie Schmidt einzulassen.

Sophie Schmidt war als Stipendiatin unseres Künstleraustausches (durchgeführt von Apartment der Kunst München, Kulturreferat der LH München, TAV Taipei, Goethe Institut Taipei und Villa Waldberta) dieses Jahr in Taiwan.